30.08.2010
Ein Beitrag der Ostthüringer Zeitung
Petrus verdirbt Feierlaune nicht

288. Rudolstädter Vogelschießen beendet

Das 288. Rudolstädter Vogelschießen ist seit Sonntag Geschichte. In diesem Jahr gab es keinen Tag ohne Regen, die Feierlaune ließen sich Hunderttausende Besucher auf die Bleichwiese dennoch nicht verderben. Als Schützenkönig wurde Andre Otto aus Rudolstadt gekürt. Für Frank Grünert war es die 20. Saison als Chef des Rudolstädter Vogelschießens. Und die schlug alle Rekorde, was das Wetter betraf.

An jedem der zehn Tage des gestern beendeten Volksfestes regnete es, mehrfach goss es wie aus Kannen, und vor Wochenfrist suchte gar ein Unwetter Thüringens größten Rummel heim. Aber: Selbst an jenem Sonntagabend bildeten sich keine größeren Wasserlachen auf dem Rundlauf, gab es nicht den befürchteten Stromausfall, ging der Betrieb nach einer knappen Stunde normal weiter. Freilich hielten die Warnungen der Meteorologen Besucher vom Kommen ab, doch unterm Strich bleibt das Fazit, dass auch 2010 wieder Massen aus Nah und Fern auf die Bleichwiese strömten.

Traditioneller Schützenumzug des Rudolstädter Vogelschießens. Für Groß und Klein seien die Geister-, die Wildwasser- und die Familienachterbahn die herausragenden Attraktionen gewesen, blickt der Platzmeister zurück. Als den Favoriten der Jugend, die den besonderen Kick liebt, nennt er das Hochfahrkarussell "Take off", welches das Gefühl der Schwerelosigkeit vermittelt. Voll des Lobes über das Vogelschießen zeigt sich Johannes Hinzen aus Holland. Er habe schon vorher viel Gutes gehört, doch seine Erwartungen seien übertroffen worden. "Dieses Fest hat eine Seele. Es wird perfekt organisiert und vermarktet, und das Publikum ist sehr sympathisch", verteilt der Schausteller der Geisterbahn jede Menge Komplimente.

André Otto (46) aus Rudolstadt jubelt als neuer Schützenkönig beim 288. Rudolstädter Vogelschießen, hinten fotografiert sein Vorgänger Rainer Wernicke. Letztere Aussage wird nach Grünerts Worten auch nicht dadurch geschmälert, "dass ein, zwei kleinere Schlägereien gemeldet wurden, die sonst auch an jeder Ecke passieren", meint er. Ernsthafte Zwischenfälle auf dem Festplatz habe es nicht gegeben, "hinter uns liegt ein fröhliches Fest, das von Menschen aller Generationen kulturvoll gefeiert wurde".

Und das "brummte" vor allen an den Tagen, an denen Petrus seine obligatorische Regenlieferung auf ein geringes Maß beschränkte. So waren die beiden Sonnabende und der Feuerwerksfreitag die Tage mit dem meisten Besuch. Auch gestern zum Abschluss zählten die Besucher wieder nach Tausenden. Als Abschluss-Überraschung stand übrigens ein 25-minütiges "Finale furioso" mit dem bekannten Xylofon-Duo Bernd und René Warkus, Vater und Sohn aus Meißen beziehungsweise Erfurt, auf dem Programm, das für 23 Uhr vorm Theater "Revue der Illusionen" geplant war.

"Das Vogelschießen ist eine feste Größe, und das Umfeld stimmt", resümiert Lutz Vorlop aus Hannover. Der Schausteller der Achterbahn räumt aber auch ein, dass das Wetter die erhofften Umsätze vieler Vertreter seiner Gilde geschmälert hat. Bei den offenen Karussells dürften es nach Grünerts Schätzung etwa 20 Prozent Einbußen gewesen sein. Die Schokoladenfabrik aus Rudolstadt und die Brezelbäckerei aus Bayreuth hingegen konstatierten etwa gleichen Umsatz wie sonst auch.