28.07.2010
Ein Beitrag der Ostthüringer Zeitung
Bewährte Sicherheitskonzepte bei Volksfesten

Wie in Rudolstadt mit brisantem Thema umgegangen wird

Sieht man die schlimmen Bilder von der Massenpanik bei der Love Parade in Duisburg, muss man unweigerlich an die zwei größten Volksfeste im Landkreis denken. Was ist, wenn beim Tanz- und Folkfest im Gedränge an der Elisabethbrücke jemand in der Unterführung zu Fall kommt? Was passiert, wenn beim Abschlusskonzert auf der Heidecksburg der Schlosshof überfüllt ist, Menschen im Tunnel zur Burg stehen und andere von hinten nachdrängen? Wie würden die Massen reagieren, kommt es beim Rudolstädter Vogelschießen zu einem schweren Unfall mit einem Fahrgeschäft?

"Kein Veranstalter kann dafür garantieren, dass nichts passiert. Aber wir können alles dafür tun, dass die Wahrscheinlichkeit klein ist", sagt Frank Grünert, seit 20 Jahren Chef des Vogelschießens. Gerade in puncto Sicherheit nehme man es beim größten Volksfest in Thüringen sehr genau. Grünert erinnert sich noch an Zeiten, als die Polizei Anfang der 90er Jahre auf dem Festplatz nur sporadisch vertreten war. Rangeleien gab es da weit häufiger als heute, da es eine mobile Polizeiwache auf der Bleichwiese gibt.

Mitte der 90er Jahre nutzte die Stadt Rudolstadt als Veranstalter die Vergrößerung des Festplatzes, um ein neues "Konzept zur Gestaltung, Werbung und Sicherheit" beim Vogelschießen umzusetzen. Dies habe sich in den anderthalb Jahrzehnten seitdem bewährt, ist Grünert überzeugt. Bevor sich das Kettenkarussell zum ersten Mal dreht, haben schon mehrere Beratungen mit der Polizei, dem DRK, Sicherheitsdienst, Ordnungsamt, Feuerwehr und Veranstalter stattgefunden. Erst wenn alles besprochen ist, gibt es wie auch beim TFF die Genehmigung der Ordnungsbehörde. Nach dem Ende des Vogelschießens trifft sich die selbe Runde zu einer Auswertung, um zu erkennen, was beim nächsten Mal besser gemacht werden kann. Es gibt auf dem Festplatz neben der stets präsenten Polizei eine
Brandschutzwache, Sanitäter des DRK und ein Festbüro, in dem sich ein Mitarbeiter ausschließlich dem Thema Sicherheit widmet.

Dass das Rudolstädter Vogelschießen bei den Schaustellern in ganz Deutschland einen so guten Ruf habe, habe auch mit dem Sicherheitskonzept zu tun, sagt Grünert. "Einen Tag vor Beginn gibt es eine Beratung mit allen Schaustellern und Festwirten, bei der zum Beispiel die Telefonnummern aller wichtigen Ansprechpartner verteilt werden", so der Festmanager. Wichtig sei, zu wissen, wie man reagiert, wenn etwas passiert.